Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten

1 Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten im Filmtheater

Im Kinogeschäft finden sich auch heute noch viele Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Viele Theaterleiter und Kinobetreiberinnen haben im Service angefangen und sich hochgearbeitet, in Familienbetrieben wird die Berufserfahrung oftmals von einer Generation an die nächste weitergegeben. Eine gezielte Ausbildung zur Filmtheaterleitung gab und gibt es nicht. Allerdings gibt es inzwischen mehrere Berufsbilder, die im Kino ausgebildet werden können, und es werden von  verschiedenen Institutionen Fortbildungen angeboten – Anzeichen für eine zunehmende Professionalisierung auch im Programmkinobereich. Die Fortbildungen richten sich an Nachwuchskräfte, aber auch an erfahrenes Personal und bieten die Möglichkeit, sich neue Fähigkeiten anzueignen und sich über die Entwicklung des Marktes und technische Neuerungen auf dem Laufen zu halten.

Training „Art + Cinema = Management“ der CICAE 2020, Copyright: CICAE, Fotograf: Manuele Sangalli

2 Der Kinobetrieb als Ausbildungsplatz

Mit ihrem vielfältigen Anforderungsprofil als Kulturorte und wirtschaftlich arbeitende Körperschaften können Kinos attraktive Ausbildungsstätten darstellen. Für die Unternehmen bietet die Ausbildung die Möglichkeit, qualifizierten Nachwuchs an das eigene Haus zu binden. Möglich sind beispielsweise eine Ausbildung zur Kauffrau für audiovisuelle Medien, zum Veranstaltungskaufmann oder zur Veranstaltungstechnikerin. In großen Kinobetrieben ist außerdem eine Ausbildung als Bürokaufmann denkbar. In der Regel dauert eine Ausbildung drei Jahre, kann aber bei vorhandener Berufserfahrung oder Hochschulabschluss auf bis zu zwei Jahre verkürzt werden, und besteht aus einem berufspraktischen Teil vor Ort im Betrieb und einem theoretischen Teil in der Berufsschule. Die Lerninhalte der Ausbildung sind in den Ausbildungsordnungen festgehalten, die auf der Website des Bundesinstituts für Berufsbildung eingesehen werden können: bibb.de

Das Unternehmen kann die berufspraktische Ausbildung allein übernehmen oder – wenn beispielsweise einzelne Qualifikationen nicht im eigenen Betrieb erworben werden können – im Verbund mit einem Partnerunternehmen oder einer überbetrieblichen Ausbildungsstätte. Um sich als Ausbildungsstätte zu qualifizieren, muss der Betrieb über alle Einrichtungen verfügen, die für die Ausbildung benötigt werden, wie geeignet ausgestattete Arbeitsplätze und Büroräume. Zudem sollte die Zahl der Fachkräfte (Festangestellte mit Qualifikation und Berufserfahrung) vor Ort in einem angemessenen Verhältnis zur Zahl der Auszubildenden stehen:

  • eine bis zwei Fachkräfte = ein/e Auszubildende/r,
  • drei bis fünf Fachkräfte = zwei Auszubildende,
  • sechs bis acht Fachkräfte = drei Auszubildende.

Im Unternehmen muss es eine verantwortliche Person für die Ausbildung geben, die persönlich, fachlich sowie berufs- und arbeitspädagogisch für diese Funktion geeignet ist. Dazu gehört in der Regel sowohl ein Berufsabschluss in einer dem Ausbildungsberuf entsprechenden Fachrichtung als auch Berufserfahrung. Eine Abschlussprüfung an einer deutschen Hoch- oder Fachhochschule und eine angemessene Zeit beruflicher Tätigkeit erfüllen die fachlichen Eignungsvoraussetzungen ebenfalls.

Die Feststellung der Eignung von Betrieb und Ausbildungspersonal erfolgt durch die regionalen Industrie- und Handelskammern (IHKs), die auch gerne zu allen Fragen rund um die Ausbildung beraten.

Mit den zukünftigen Auszubildenden wird ein Ausbildungsvertrag geschlossen, in dem Beginn und Dauer der Ausbildung, die täglichen Ausbildungszeiten, Probezeit, Urlaubsanspruch und Vergütung festgehalten werden. Die Ausbildungsvergütung richtet sich nach dem Tarifvertrag oder den regional üblichen Gehältern. In jedem Fall muss sie sich in jedem Jahr erhöhen, und im ersten Jahr sollte sie das Gehalt von auf Minijob-Basis Angestellten nicht unterschreiten. Ein Teil der Vergütung kann auch in Form von Sachleistungen erfolgen, wenn etwa der Betrieb den Auszubildenden eine Unterkunft stellt. Der Ausbildungsvertrag muss vor Beginn der Ausbildung zusammen mit einem Ausbildungsplan und dem Antrag auf Eintragung in das Berufsausbildungsverzeichnis bei der IHK eingereicht werden. Wenn Auszubildende unter 18 Jahren alt sind, muss eine ärztliche Erstuntersuchung nachgewiesen werden. Der Betrieb ist zudem dafür zuständig, die Auszubildenden bei der Berufsschule anzumelden. ihk.de

3 Anbieter von Fort- und Weiterbildungen

Im Bereich Weiterbildung gibt es verschiedene Angebote einer überschaubaren Zahl von Anbietern. Einige Seminare sind für Verbandsmitglieder der verschiedenen Kinoverbände kostenlos oder kostengünstig. Es gibt darüber hinaus die Möglichkeit, eine Förderung für Fort- und Weiterbildungen über die FFA oder die zuständigen Länderförderer zu erhalten.

rmc medien + kreativ consult GmbH

Die Agentur rmc medien + kreativ consult berät Filmtheater bei Investitionsentscheidungen und bei der Professionalisierung von Management und Marketing. Ebenso bietet rmc Beratung für TV-Produktionen, Verleihfirmen und Förderinstitutionen an und erstellt Marktanalysen. Gemeinsam mit Branchenpartnern organisiert rmc berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahmen, zu der auch der Fernstudiengang Kaufmann/Kauffrau für Filmtheatermanagement gehört. Der auf 12 Monate angelegte Kurs bietet die Möglichkeit, berufsbegleitend kaufmännische Kenntnisse für die Führung eines Filmtheaters zu erwerben und bereits vorhandene Kenntnisse in diesem Bereich zu vertiefen. Schwerpunkte sind Betriebswirtschaftslehre, Recht, Marketing, Filmwirtschaft und Personal-Management. Der Kurs beinhaltet vier Zwischenprüfungen und eine Abschlussprüfung und wird von der FFA und dem HDF Kino sowie einigen Länderförderern gefördert. Die Teilnahme eignet sich für Auszubildende zusätzlich zur Ausbildung und als Weiterbildung für Beschäftige im Kino- und Verleihbereich. Darüber hinaus bietet rmc Workshops und Seminare zu Management, Marketing und Personalführung an, realisiert Trainings vor Ort im Kino und organisiert Kino-Netzwerktreffen. rmc-medien.de

HDF e. V./AG Kino – Gilde e. V. /BkF e. V.

Die Kinoverbände kümmern sich auch um die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitglieder. Workshop- und Seminarangebote finden sich vor allem auf den jährlich stattfindenden Verbandstreffen, die Mitglieder zu ermäßigten Preisen besuchen können. Immer im April veranstaltet der HDF den Kinokongress, der Seminare und Vorträge zu aktuellen Bewegungen des Kinomarkts, zu Marketing und zu den neuesten technischen Entwicklungen anbietet. Die AG Kino – Gilde veranstaltet immer im September die Filmkunstmesse Leipzig und im Februar die AG Kino – Gilde Screenings während der Berlinale. Begleitend zu den Filmvorführungen finden Panels zur Situation der Branche, praxisnahe Workshops zu Fragestellungen der täglichen Kinoarbeit und Netzwerktreffen statt. Der Bundeskongress der kommunalen Kinos, der im Dezember in wechselnden Mitgliedskinos stattfindet, befasst sich mit Kulturvermittlung und dem Kino als öffentlichem Ort. Darüber hinaus organisieren die Verbände unregelmäßig Fortbildung- und Coachingangebote für ihre Mitglieder. hdf-kino.de, agkino.de, kommunale-kinos.de

CICAE – Confédération Internationale des Cinémas d’Art et d’Essai

Die CICAE ist der internationale Zusammenschluss der Filmkunstkinos. Seit 2004 bietet die CICAE parallel zum Filmfest Venedig unter dem Titel ART CINEMA = ACTION + MANAGEMENT mehrtägige Fortbildungen an, die sich sowohl an die nächste Generation von Angestellten der Arthouse-Branche als auch an Profis mit viel Berufserfahrung richten und europaweit ausgeschrieben sind. Die Trainings vermitteln Methoden, Werkzeuge und Ideen für die Eventorganisation und das Management eines Arthouse-Kinos und bieten darüber hinaus einen Raum, sich auf internationaler Ebene auszutauschen, zu vernetzen und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Arbeitssprache der Seminare ist Englisch, die Vorträge von Fachleuten der Branche werden ins Englische, Französische, Deutsche und Italienische übersetzt. cicae.org/de

DFFB – Next Wave

Unter den Titel „Next Wave“ bietet die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) in Zusammenarbeit mit Frankreichs nationaler Filmhochschule La Fémis, der dänischen Den Danske Filmskole und der tschechischen FAMU ein neunmonatiges Aufbaustudium für junge Professionelle aus den Bereichen World Sales, Marketing, Verleih, Kino und Festival an. Ein Ziel dabei ist es, die nächste Generation der Filmbranche mit Tech-Firmen und Start-Ups zusammenzubringen und gemeinsam zukünftige Auswertungsstrategien zu entwickeln. Zu den behandelten Themenbereichen gehören Film-Auswertungsmodelle, Streaming, Smart-Data-Marketing, Kundenbindung, crossmediale Programmplanung und Community-Building. nextwave.dffb.d

Contalis Wirtschaftsinstitut GmbH

Das Kinoabitur ist ein vom Contalis Wirtschaftsinstitut entwickeltes (und gemeinsam mit dem Kinoverbund Nennmann, Thies & Thies für die Bedürfnisse der Kinobranche weiterentwickeltes) E-Learning-Format für die Schulung von Service-Kräften im Kino. Die Module in Form von Multiple-Choice-Tests vermitteln Basiswissen in den Bereichen Einlass, Ticketverkauf und Gastronomie und grundlegendes Branchenwissen von Jugendschutz bis Kinotechnik. Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten zum Abschluss ein Zertifikat als „Serviceexperte: Kino“. kinoabitur.de#

Europa Cinemas

1992 wurde das Kino-Netzwerk Europa Cinemas von der Europäischen Kommission und dem französischen Centre national du cinéma et de l’image animée (CNC) ins Leben gerufen. Haupttätigkeit ist die Verwaltung von Förderprogrammen für europäische Kinos. Darüber hinaus richtet Europa Cinemas alle zwei Jahre eine internationale Konferenz für seine Mitglieder aus und organisiert nicht nur die „Innovation Labs“, in denen sich der Nachwuchs der Branche mit verschiedenen Themen des Marktes auseinandersetzt, sondern auch ein internationales Austauschprogramm für Beschäftigte in Kinobetrieben. europa-cinemas.org

Union Internationale des Cinémas (UNIC)

Seit 2017 organisiert die UNIC das sektorübergreifende europaweite „Women’s Cinema Leadership“-Programm. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten haben Nachwuchsmanagerinnen die Gelegenheit, mit einer Führungskraft aus der Kinobranche als persönlicher Mentorin zusammenzuarbeiten. Langfristiges Ziel des Projektes ist es, „den Pool potenzieller Führungskräfte in der Kinobranche zu erweitern und zu vertiefen und eine Kultur des Wandels in der Branche zu fördern, die Wachstum und Chancengleichheit schätzt." unic-cinemas.org/de/branche/mentoring-programm/

MEDIA Salles

MEDIA Salles ist eine Initiative des europäischen Media-Programms und wird von der italienischen Regierung unterstützt. MEDIA Salles erhebt statistisches Material zum europäischen Kino und fördert das Abspiel europäischer Filme in den Filmtheatern der EU. Schwerpunkte liegen dabei auf dem italienischen und dem Kinder- und Jugendkino. MEDIA Salles bietet Fortbildungen und Seminare im Bereich der Digitalisierung an (Umgang mit der Technik, Alternative Content), ist in diesem Bereich aktuell aber nicht sehr aktiv. (Website auf Englisch) mediasalles.it

Weitere Anbieter

Der Bundesverband Jugend und Film bietet Fort- und Weiterbildungen im Bereich Kinder- und Jugendkino, Film- und Moderations-Workshops an. bjf.info

Die Vision Kino richtet sich mit ihren medienpädagogischen Fortbildungen, die sie in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung anbietet, vor allem an Lehrkräfte. Zum zweijährlich stattfindenden Kongress Vision Kino, in dem es um Filmvermittlung und Medienpädagogik geht, sind auch Kinos herzlich eingeladen. visionkino.de

Die Bundeszentrale für politische Bildung organisiert Seminare und Weiterbildungen zu aktuellen politischen und medienpädagogischen Themen. bpb.de

Allgemein betriebswirtschaftlich ausgerichtete Fortbildungen und Hilfe bei der Unternehmensgründung bieten die regionalen Industrie- und Handelskammern an. ihk.de

Fortbildungen zu Themen, die nicht kinospezifisch, aber kinodienlich sind (Buchhaltung, Moderation, Social Media, Personalmanagement etc.), bieten neben zahlreichen privaten Anbietern auch die lokalen Volkshochschulen an. volkshochschule.de

Gefördert durch: FFA Filmförderungsanstalt