Einleitung

Im Jahr 2007 endete die erste Ausgabe des Kinoleitfadens mit einem Ausblick auf die Veränderungen, die die Digitalisierung für die deutsche Kinolandschaft mit sich bringen würde. Vieles ist wie prognostiziert eingetreten: Die DCI-Norm hat sich durchgesetzt und die Kinos arbeiten inzwischen ausschließlich mit digitaler Projektionstechnik. Die Kosten für Filmproduktion sind gesunken, und jedes Jahr kommen mehr unabhängig produzierte Filme auf den Markt, ebenso wird Repertoire digital remastert und damit wieder fürs Kino verfügbar gemacht. Kamen im Jahr 2007 noch rund 450 Filme als Neustart ins Kino, waren es 2019 bereits mehr als 600.

Viele der Fragen, die die Branche 2007 beschäftigt haben, sind erstaunlich aktuell geblieben. Während die Auswertungszeiten von Filmen kürzer werden, wird das Marketing – speziell das Online-Marketing – immer wichtiger. Die Corona-Pandemie hat konkurrierenden digitalen Auswertungsstrategien von Streaming bis zu Hybrid-Film-Festivals noch einmal Vorschub geleistet. Erstmals denken auch die Kinos über eigene Streaming-Angebote für ihre Kundinnen und Kunden nach – noch ist dies aber vor allem als Marketingmaßnahme interessant.

Die Kinobranche ist mehr denn je in einer Umbruchphase. Regelungen und Absprachen, die noch 2019 für die Branche galten, sind vielleicht schon 2022 nicht mehr aktuell. Auch unsere Kapitel zu Bereichen, in denen die technische Entwicklung und die digitale Vernetzung rasant fortschreiten, wie etwa die Projektions- und Tontechnik oder das digitale Kunden- und Kinomanagement, können nur eine Momentaufnahme bieten. Der Leitfaden versucht, dieser Dynamik gerecht zu werden, indem er grundlegende Strukturen, Abläufe und Geschäftsmodelle skizziert und darüber hinaus Institutionen und Ressourcen verlinkt, über die aktuelle Informationen zu den einzelnen Bereichen abrufbar sind.

Neueinsteigern und Kinogründerinnen soll der Leitfaden einen Einstieg in die Branche und einen Überblick über die verschiedenen Facetten des Kinomachens geben. Das Kapitel „Die Filmwirtschaft“ beschreibt die Struktur des Marktes, in den Kapiteln „Die Filmbestellung“ und „Filmabrechnung“ geht es um die Kernbeziehung des Kinomachens, die zwischen Kino und Verleih, und das Kapitel „Vorschriften, Verordnungen, Verträge“ listet die gesetzlichen Grundlagen auf, die ein Kino beachten muss. Profis finden im Leitfaden ein umfangreiches Nachschlagewerk und Anregungen für die tägliche Arbeit – beispielsweise in den neu hinzu gekommenen Kapiteln „Inklusion & Barrierefreiheit“ und „Nachhaltigkeit im Kino“.

Hendrike Bake

Berlin, 30.01.2021

Gefördert durch: FFA Filmförderungsanstalt