Kinotechnik

1 Digitale Projektion

Seit Beginn der Digitalisierung des Kinos in den 2010er-Jahren hat sich die Technologie der Kinoprojektion nahezu vollständig verändert. Dieses Kapitel gibt einen allgemeinen Überblick über die aktuellen Standards, Möglichkeiten und Hindernisse bei der technischen Ausstattung eines Filmtheaters. Es konzentriert sich auf digitales Kino, weil dies das Format des aktuellen Kinobetriebs ist.

Analoge Projektionsformen: 16-, 35– und 70-mm-Film

Das Kino war bis ins 21. Jahrhundert hinein eine analoge Kunstform, zumindest hinsichtlich der Filmprojektion. Den digitalen Ton zum analogen Bild gibt es schon etwas länger als Digitalprojektoren. Wer klassische Filme – und Filme von entschiedenen Analogfilmverfechtern wie Christopher Nolan und Quentin Tarantino – nicht als Digitalfaksimile, sondern in der authentischen Form zeigen will, benötigt einen 35-mm- oder sogar 70-mm-Projektor. Ein filmhistorisch arbeitendes Kino braucht möglicherweise zusätzlich einen lichtstarken 16-mm-Projektor. Auf 16-mm wurden bis in die 1990er-Jahre die meisten Dokumentarfilme sowie viele Spielfilme mit kleineren Budgets produziert, und einige Filme sind nur in diesem Format verfügbar. 2018 gab es von 1.734 Kinos in Deutschland noch 84 Häuser, die 16-, 35– oder 70-mm-Filme vorführen konnten, darunter viele kommunale Kinos und Filmmuseen. Aktuelle Filme erscheinen nur in den seltensten Fällen in analoger Form.

Digitale Projektion

Das gegenwärtige Kino ist digital. Seit der Einigung der von den Konzernen Universal, Warner Bros., Disney, Paramount, Twentieth Century Fox, MGM und Sony gegründeten „Digital Cinema Initiatives“ auf den einheitlichen DCI-Standard von 2005, und vor allem nach der Einführung der DCI-Version 2.0 von 2008 schritt die Digitalisierung des Kinos rasant voran. Der Film „Harry Potter und der Feuerkelch“ war 2005 der erste digitale Filmstart in 15 Kinos der Cineplex-Gruppe. Der Standard setzte sich in Deutschland aber vor allem nach dem Beschluss zur öffentlichen Förderung der Kinodigitalisierung ab 2011 durch. Heute bestimmen die digitale Projektion und der DCI-/DCP-Standard nahezu vollständig den Kinomarkt.

Die Komponenten der digitalen Projektion sind der Datenträger, der Mediablock, der Kinoserver für die Speicherung und Verarbeitung der Filmdaten und der digitale Kinoprojektor. Die digitale Anlage erzeugt hohe Temperaturen, weshalb gegebenenfalls eine adäquate Lüftungsanlage installiert werden muss.

Filmkunst66, Berlin, Copyright: INDIEKINO BERLIN, Fotografin: Marei Wenzel

2 DCP, KDM, Mediablock & Server

DCP & CLP

Das fertige digitale Filmprodukt auf der Produktionsseite wird nach dem DCI-Standard als Digital Source Master (DSM) bezeichnet. Das DSM kann unterschiedliche Formate haben und aus unterschiedlichen analogen oder digitalen Produktionsquellen hergestellt sein. Um für die digitale Kinovorführung auswertbar zu werden, wird das DSM in das Digital Cinema Distribution Master (DCDM)  umgewandelt – das ist die Zusammenstellung von allen zur Verfügung stehenden Film-Datensätzen (Bild, Ton, Untertitelspuren, Sprachfassungen) in einem offenen digitalen Format. Für die Vorführung im Kino werden die jeweils benötigten Spuren (Tracks) des Masters – also zum Beispiel die Bilddatein, der Originalton und die deutsche Untertitelspur – in Composition Playlists (CPL) zusammengestellt. Filmdaten, CPL und Metadaten werden dann zum Kino-Standard-Format, dem Digital Cinema Package (DCP) komprimiert und gegebenenfalls verschlüsselt.

Die Composition (also das von der CPL definierte Datenpaket) entspricht am ehesten dem analogen Film, das DCP dem Filmkarton: Ein DCP kann mehrere Composition Playlists/Compositions enthalten, etwa wenn es mehrere Sprachfassungen eines Films enthält, oder auch nur einen Teil einer Composition, wenn der Film in mehreren Lieferungen kommt. (Die Daten der Composition sind übrigens in „Reels“, also Rollen unterteilt, eine Reminiszenz an das analoge Kino, bei dem Spielfilme in mehreren  Filmrollen geliefert wurden. Die Unterteilung macht es einfacher, die Daten auch nach dem Kinostart zu editieren.)

Vom DSM zum DCP

Für das Abspiel wird die benötigte CPL über das Computer-Interface ausgewählt. Die Bezeichnungen von CPLs orientieren sich in der Regel an den Vorgaben der „Digital Cinema Naming Convention“ und enthalten bereits alle wichtigen technischen Informationen (Filmtitel, Sprachfassung, Bildformat, Framerate, Auflösung, Untertitel). So sieht zum Beispiel die CPL-Bezeichnung für „Die Eiskönigin 2“ in der 3-D-Fassung, im englischen Original ohne Untertitel aus: „Frozen2_FTR-1–3D_S_EN-XX_OV_51_-Ddbox_2K_DI_20191024_DTB_IOP-3D-OV“.

Digital Cinema Naming Convention, www.isdcf.com/site/dcnc/

Das DCP wird vom Verleih als Festplatte an die Kinos verschickt oder als Datendownload (e-delivery) zur Verfügung gestellt, wobei der Download aufgrund der hohen Datenmenge meist über Nacht erfolgt. Dem schnellen Download über Satellitentechnik soll dabei in den nächsten Jahren eine größere Rolle zukommen.

Die Umwandlung von Filmrohmaterial in DCDMs, Compositions und DCPs wird in der Regel von Drittanbietern übernommen, deren Arbeit in etwa der von Kopierwerken im analogen Filmbetrieb entspricht. Für Kinobetriebe ist es manchmal erforderlich, selbst DCPs herzustellen, etwa aus lokalen Werbefilmen, oder für Kurzfilmprogramme, bei denen die Filme in unterschiedlichen digitalen Formaten angeliefert werden. Im Internet sind zahlreiche Free- und Shareware-Programme zur Umwandlung verschiedener Videoformate in das DCP-Format verfügbar. Die selbst erstellten DCP-Dateien lassen sich problemlos in die Playlists der Server und/oder Projektoren integrieren.

KDM

Neben den Filmdaten enthält das DCP Daten zur Entschlüsselung der Filmdateien für einen bestimmten Kinoserver – quasi das Schloss zum digitalen Schlüssel, der Key Delivery Message (KDM). Das Kino erhält den KDM (in der Branche hat sich „der KDM“ eingebürgert, weil es „der Schlüssel“ für das DCP ist) – üblicherweise per E-Mail vom Verleih bzw. Vertrieb oder von einer beauftragten Agentur. Im KDM ist der Code für die Entschlüsselung der Filmdaten mit der Registrierung des jeweiligen Geräts so verbunden, dass der Entschlüssungscode nur von diesem Gerät gelesen werden kann. Weder aus dem Media Block, noch aus dem KDM lässt sich der Entschlüsselungscode für das DCP so extrahieren, dass die Inhalte unabhängig von der registrierten Hardware entschlüsselt werden können. Die Filminhalte des DCP stehen dadurch immer nur einem registrierten Gerät für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung.

Media Block

Das Media Block-Modul ist üblicherweise in den Projektor integriert, aber auch die meisten Kinoserver besitzen einen integrierten Media Block. Die Hardware des Media Block ist eine Steckplatine und kann im Prinzip zwischen kompatiblen Geräten ausgetauscht werden. In welchen Fällen das möglich ist, sollte im Einzelfall gründlich geprüft werden. Die Nutzung von Hardware unterschiedlicher Hersteller und Produktgenerationen kann zu Kompatibilitätsproblemen führen. Hersteller und das Forum filmvorfuehrer.de können im Einzelfall weiterhelfen.

Der Media Block verarbeitet die vom Kinoserver kommenden Daten. Das System öffnet beim Eingang der Key Delivery Message (KDM) das digitale Schloss des DCP. Ist das digitale Schloss geöffnet, entschlüsselt der Media Block die Datensätze des DCP und wandelt sie um in Bild- und Tonsignale, Untertitelspuren, Closed Caption- und Metadaten. Der Film kann dann innerhalb eines bestimmten Zeitraums über den Projektor abgespielt werden, der bei der Installation des Media Block registriert worden ist.

Die in der Praxis vertriebenen Media Block-Module werden auch als Integrated Media Block (IMB) bezeichnet. „Integriert“ heißt hier nicht, dass das Modul in den Server oder den Projektor eingebaut ist – obwohl beides der Fall sein kann –, sondern dass der Media Block mehrere Signale gleichzeitig verarbeitet. (In den frühen Spezifikationen des DCI-Standards ist verwirrenderweise von einem ebenfalls mit IMB abgekürzten „Image Media Block“ die Rede, da zunächst davon ausgegangen wurde, dass nur die Bilddaten vom Media Block entschlüsselt werden sollten, wie das beim frühen Pay-TV der Fall war. Media Blocks, die nur Bilddatensätze verarbeiten, sind aber bisher in der Praxis nicht vorgekommen.)

Server

In vielen digitalen Kinoprojektoren sind (kleine) Medienserver, Player und Management-Systeme integriert. Die integrierten Festplatten können unter Umständen für Ein-Saal-Kinos ausreichen. Sollen aber eine Filmbibliothek angelegt, das Programm häufig umgestellt oder mehrere Leinwände bespielt werden, ist ein leistungsfähiger externer Server erforderlich. Ein externer Server ist auch erforderlich, falls der Projektor über keinen internen Server verfügt.

3 Projektoren

Der Markt für professionelle digitale Kino-Projektoren ist relativ klein. Nach dem Ausstieg von Sony aus dem Kinoprojektoren-Geschäft (Sony vertreibt aktuell noch Projektoren, entwickelt aber keine neuen Produkte für die Kinoprojektion mehr) gab es bis vor kurzem nur noch drei Hersteller: Barco, NEC und Christie. 2020 hat auch die chinesische Firma GDC, die zuvor bereits Hard- und Software für den Kino-Einsatz hergestellt hat, einen Projektor für kleine Kinosäle entwickelt. Große, dem DCI-Standard entsprechende LED-Leinwände, wie sie derzeit von Samsung und LG hergestellt werden, könnten in den nächsten Jahrzehnten eine größere Rolle im Kino spielen. Zurzeit sind die Produkte allerdings noch extrem teuer und nur in wenigen Kinos im Einsatz. In Deutschland wurde 2018 der erste 10,3 m x 5,4 m große Cinema Screen im Traumpalast in Esslingen in Betrieb genommen.

Die Projektoren aller Produktionsfirmen basieren auf fünf unterschiedlichen Projektions-Technologien für die Lichtquellen. Die erste Generation digitaler Kinoprojektoren waren Xenon-Projektoren, später kamen auch Quecksilber-Hochdrucklampen zum Einsatz. Aktuell stellen die Hersteller außerdem drei Typen von Laserprojektoren her. Phospor-Laserprojektoren arbeiten ausschließlich mit preisgünstigen blauen Lasern und einem Phosphorrad und sind für kleinere Leinwände gedacht. RB-Laser-Projektoren arbeiten mit roten und blauen Phosphor-Lasern für mittlere bis große Leinwände und RGB-Laser-Projektoren mit roten, grünen und blauen Lasern als High-End-Produkt für mittlere und große Leinwände. Einige Hersteller stellen ausschließlich RGB-Laser-Projektoren her.

Die Vorteile von Laserprojektoren gegenüber Xenon- und Quecksilber-Hochdruck-Projektoren sind vor allem die größere Lichtstärke und der stärkere Kontrast. Das Licht von Xenon- und Quecksilberdampf-Hochdruckprojektoren deckt dagegen das gesamte Farbspektrum ab. Die Lampenprojektoren können dadurch eine größere Farbtiefe erreichen als Laserprojektoren, deren Licht grundsätzlich auf ein sehr schmales Spektrum beschränkt ist und die das Farbspektrum durch subtraktive Farbmischung erzeugen. Die Sorge, dass bei es bei der subtraktiven Farbmischung der Laserprojektoren zum Phänomen der „metamerischen Variabilität“ kommt, das dazu führt, dass unterschiedliche Zuschauer verschiedene Farben auf der Leinwand sehen, scheint dagegen in der Praxis keine Rolle zu spielen. Vor allem, wenn Silberleinwände zum Einsatz kommen, tritt aber bei Laserprojektoren gelegentlich ein optisches Phänomen auf, das als „Speckle“ oder „Lasergranulation“ bezeichnet wird. Dabei lassen Unebenheiten des Untergrundes den Bildpunkt zu einer unscharfen Fläche zerfallen. Leinwandhersteller versuchen, diesem Phänomen mit besonderen Beschichtungen zu begegnen. Auch „Screen-Shaker“, welche die Leinwand großflächig in Schwingung versetzen, sollen das Phänomen unterdrücken.

Xenon- und Quecksilber-Hochdruckprojektoren produzieren relativ viel Hitze und benötigen eine Umgebungstemperatur unter 40° Celsius. Laserprojektoren sollten gewöhnlich, um die garantierten Stundeleistungen der Laser zu erreichen, bei einer Umgebungstemperatur von maximal 25° C betrieben werden. Für beide Anlagen-Typen sind in allen Projektionsräumen Lüftungsanlagen erforderlich, manchmal benötigen Laserprojektoren zusätzliche Kühlung.

Seit dem 13.5.2015 dürfen Hochdruck-Quecksilberdampflampen nach der EG-Verordnung Nr. 245/2009 der Europäischen Kommission vom 31.10.2009 nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. Beim Kauf gebrauchter digitaler Kinoprojektoren sollte man in Betracht ziehen, dass die Beschaffung von Ersatzlampen und generell Ersatzteilen ein Problem darstellen kann. Xenon-Lampen sind von dieser Regelung nicht betroffen.

Auflösung

Die Bildqualität ist auch von der Chip-Größe und Auflösung abhängig. Die erste Generation digitaler Kinoprojektoren hatte eine 2K-Auflösung nach dem DCI-Standard. Bei DCI-konformen Projektoren bedeutet das eine Auflösung von 2048 × 1080 Pixel; die 2K-Auflösung für Unterhaltungselektronik im Verbraucherbereich ist etwas niedriger (1920 × 1080 Pixel). Die meisten Kinoprojektoren, die 2020 auf dem Markt waren, leisten eine 4K-Auflösung (DCI: 4096 × 2160 Pixel, TV und Unterhaltungselektronik: 3840 × 2160 Pixel bzw. „4K UHD“). Höhere Auflösungen wie 5K und 8K gibt es bisher vor allem auf der Filmproduktionsseite in einigen Kameras sowie in Doppel-Monitor-Setups und Virtual-Reality-Produktionen, wo auch schon 10K und 16K zur Anwendung kamen.

3D-Projektion

3D-Filme stellen Kinos vor besondere technische Herausforderungen. 3D-Filme benötigen einen lichtstärkeren Projektor, weil alle in der Praxis verwendeten 3D-Techniken (Polarisation, aktive Shutter-Technik und die Interferenz-Filter-Technologie der 2012 für den professionellen Bereich eingestellten Dolby-3D/Panavision 3D-Verfahren) erheblich höhere Lichtmengen benötigen als die 2D-Projektion. Beim Polarisationsverfahren werden zwei 2K-Bilder mit unterschiedlicher Polarisation von einem 4K-Projektor übereinander und gleichzeitig projiziert. Die entsprechende Polarisation der Brillengläser erzielt den dreidimensionalen Effekt. Bei der Shutter-Technik zeigt der Projektor alternierende Bilder, die jeweils mit dem Verschluss der Brillen für das rechte und linke Auge synchronisiert sind. Shutter-Brillen sind teurer und schwerer als Polarisationsbrillen.

Das Polarisationsverfahren dominiert den Markt. Jede Polarisation führt aber zu einer Verdunkelung des Bildes, die durch höhere Lichtstärke des Projektors ausgeglichen werden muss. Einige Projektoren haben zu diesem Zweck – und zur Verwendung in unterschiedlich großen und unterschiedlich hellen Projektionsumgebungen – zwei oder mehrere feste Helligkeitsstufen, andere lassen sich stufenlos dimmen.

Auch wenn keine 3D-Projektionen im Kino geplant sind, sind stufenlos dimmbare Projektoren-Lampen von Nutzen so dass etwa ein gebrauchter lichtstarker Projektor in einem kleineren Saal verwendbar ist. Für 3D-Filme kann dann die Lichtstärke immer noch hochgefahren werden. Auch ein nicht stufenlos dimmbarer Projektor kann in bestimmten Umgebungen problemlos seinen Dienst tun. Ob das der Fall ist, sollte vor dem Kauf geklärt werden.

4 Leinwand

Bei der Einrichtung der Leinwand sind mehrere Aspekte wichtig: Leinwandgröße, -format und -position sowie Material und Verarbeitung der Leinwand. Abhängig von verschiedenen Leinwandformaten kann ein horizontaler oder vertikaler Kasch erforderlich werden.

Leinwandgröße und -position

Die Faustregel für die optimale Leinwandgröße im Verhältnis zum Saal besagt, dass ein Gast in der ersten Reihe des hinteren Saaldrittels die Leinwandränder in einem Blickwinkel von 45° betrachten können soll. Unter dieser Maßgabe füllt die Leinwand das Blickfeld des Publikums auf den meisten Plätzen optimal aus. Breitere Leinwände können vom Auge nicht mehr vollständig erfasst werden.

Bildformat

Die richtige Leinwandgröße hängt auch vom gewünschten Bildformat ab. Die Leinwand kann so ausgerichtet werden, dass die maximale Breite erst bei der Projektion von Cinemascope-Formaten ausgenutzt wird. In diesem Fall wird die Leinwand für Breitwandformat– und Standardformate an den Seiten vertikal abgekascht. Die zweite Möglichkeit ist, die Leinwandbreite am gebräuchlichsten Kinoformat, dem Breitwandformat auszurichten. Das erlaubt die Projektion der meisten Filme auf der größtmöglichen Leinwand, führt aber dazu, dass Cinemascope-Filme horizontal an den oberen und unteren Bildrändern abgekascht werden müssen, und die Cinemascope-Projektion möglicherweise einen weniger beeindruckenden Effekt hat, als wenn nach einem Werbeblock Vorhang und Kasch aufgefahren werden.

Einige Kinos sind in den letzten Jahren dazu übergegangen, auf Kaschs vollständig zu verzichten, weil das digitale Bild, anders als der analoge Film, harte Bildränder produziert. Allerdings erzeugt auch die digitale Projektion Streulicht, das – wenn die Leinwand nicht vollständig ausgenutzt wird – hellere Flächen außerhalb des Bildes produziert, wodurch etwa die Projektion von Cinemascope-Filmen auf Breitwand-Leinwänden unprofessionell wirken kann. Der Kasch ist Teil einer perfekten Projektion, auch im digitalen Kino.

Bildformat und Framerate

Historisch haben sich beim Kinofilm verschiedene Bildformate entwickelt, die immer noch üblich sind. Am häufigsten sind Filme mit dem Seitenverhältnis 1,85:1 oder 1,66:1 (amerikanisches bzw. europäisches Breitwandformat) und 2,35:1/digital: 2,39:1 (Cinemascope). Im Arthouse-Bereich taucht auch hin und wieder das fast quadratische Normalformat auf, das ein Seitenverhältnis von 1,33:1 bzw. 1,37:1 aufweist. Das Normalformat entspricht dabei dem ursprünglichen Seitenverhältnis eines 35-mm-Filmbildes ohne bzw. mit Tonspur. Beim Breitwandformat wird das 35-mm-Bild oben und unten abgeschnitten, so dass es breiter wird und dem natürlichen Sehfeld eher entspricht. Beim analogen Cinemascope-Format wurde der Film gestaucht aufgenommen und bei der Projektion mit Hilfe einer anamorphotischen Linse auf die doppelte Breite projiziert. Bei der digitalen Projektion wird das Bild, wie in den anderen Formaten lediglich skaliert, ist also letztendlich einfach oben und unten beschnitten. Die DCI-konforme Cinemascope-Auflösung beträgt in 2K 2048 × 858 Pixel.

Auch die Framerate von 24 fps (frames per second/Bilder pro Sekunde), in der die meisten digitalen Filme vorgeführt werden, orientiert sich an den Standards analoger Filmprojektion. Möglich sind mit digitalen Projektoren oft auch 25 fps (deutscher Fernsehstandard PAL), 30 fps (amerikanischer Fernsehstandard NTSC) oder 18 fps (frühe Stummfilme). Spielfilme in High Frame Rates (HFR) von 48, 60 oder sogar 120 fps sind bislang noch Sonderfälle und werden vor allem im 3D-Bereich produziert. Das erste Projekt, das in HFR 3D mit 48 fps ins Kino kam, war 2012 der erste Teil von Peter Jacksons „Der Hobbit“-Trilogie.

Materialien und Verarbeitung

Prinzipiell lassen sich Filme auf alle matten, hellen Flächen projizieren, also auch auf weiß gestrichene Hauswände, Bettlaken oder weiße Molton-Tücher. Für Pop-up- und spontane Open-Air-Events reichen diese Möglichkeiten zwar manchmal aus, eine professionelle Leinwand aber sollte anderen Ansprüchen genügen.

Je weniger Lichtstärke der Projektor besitzt und je mehr Streulichtquellen (Treppenstufenbeleuchtung, Handläufe, Notausgänge) im Kinosaal und insbesondere bei Open-Air-Projektionen vorhanden sind, desto wichtiger ist die Reflektionsfähigkeit der Leinwand. Die Reflektionsfähigkeit von Leinwänden wird mit dem sogenannten Gain-Faktor bestimmt. Ein hoher Gain-Faktor bedeutet auch eine hohe Reflektionsfähigkeit. Moderne Projektoren sind meist so hell, dass ein Gain-Faktor von 1,0 ausreichend ist.

Eine mattweiße Leinwand (Diffusbildwand) reflektiert das Licht in alle Richtungen. Das hat den Vorteil, dass das Bild aus fast allen Blickrichtungen auf der gesamten Leinwand gleich hell erscheint. Perlleinwände (z. B. die „Perlux“-Leinwände) und Silberleinwände („Silver Screen“) sind wesentlich lichtstärker und kamen früher vor allem zum Einsatz, um Schwächen der Projektorlampen auszugleichen. Im frühen Kino waren Silberleinwände derart weit verbreitet, dass „Silver Screen“ zum Synonym für Kino an sich wurde. Leinwände mit höherem Gain-Faktor haben allerdings den Nachteil, dass das Licht bevorzugt in der Projektionsrichtung reflektiert wird. Wer zu weit von der Projektionsachse entfernt sitzt, nimmt einen hellen Fleck auf der Leinwand wahr. Bei einem lichtstarken Projektor, wenig Streulichtquellen und einem breiten Zuschauerraum ist eine Diffusleinwand sinnvoller. Je lichtschwächer der Projektor wird, je mehr Streulicht es gibt und je schmaler der Zuschauerraum ist, desto sinnvoller wird eine Perl- oder eine Silberleinwand. Für 3D-Projektion ist eine Silberleinwand immer sinnvoll.

5 Ton

Der Ton kam in den 1920er-Jahren als Mono-Magnetton ins Kino. Die vorherrschende Technologie in den 70er-Jahren war eine Stereo-Tonmatrix: Der Ton befand sich als Lichtstreifen auf dem Film. Steuerbefehle für die Theatertechnik (Vorhang, Licht, evtl. Saalmusik) wurden auf den Film mit Aluminiumstreifen aufgeklebt.

Ab Mitte der 70er-Jahre wurde es möglich, 4-Spur-Ton auf zwei Lichttonspuren zu komprimieren. Dadurch konnten Stereosignale an zwei Frontlautsprecher, die Bass-Spur an einen Subwoofer und ein Mono-Signal an die Surroundlautsprecher geleitet werden. Die Lautsprecher waren in der noch heute für Dolby 5.1-Sound geläufigen U-Form angeordnet.

Heute wird der Ton im Kino digital in einer höheren Qualität reproduziert als in jedem anderen kommerziell vertriebenen Format. Das Tonsignal in den DCP-Dateien ist nicht komprimiert und wird mit 24 Bits pro Sample und üblicherweise 48.000 Samples pro Sekunde reproduziert (wobei auch die doppelte Abtastfrequenz von 96 kHz möglich ist). Zum Vergleich: CDs haben üblicherweise 16-Bit-Samples und eine Rate von 44,1 kHz. Das heißt, beim Kinoton ist ein größeres Frequenzspektrum mit höherer Dynamik und geringerer Verzerrung möglich als beim Home-Entertainment.

Der mit dem Filmbild synchronisierte Digitalton ist in den 90er-Jahren im Kino eingeführt worden, lange vor dem digitalen Filmbild. Der Digitalton machte die Entwicklung des 5.1 Surroundtons möglich: Drei Signale für die Frontlautsprecher (Links, Mitte, Rechts), Signale für den linken und rechten Surroundton und eine „Low Frequency Effects“-Spur für den Subwoofer. Die Angabe „.1“ bezieht sich auf die Basseffektspur, 5.1.-Ton hat somit sechs Tonspuren.

7.1 Surround ist eine Weiterentwicklung des 5.1-Tons, bei dem zwei Tonspuren für die linken und rechten Rücklautsprecher hinzukommen. Damit stehen acht Spuren zur Verfügung, die nach der Norm „SMPTE ST 428–12 DCDM Common Audio Channels and Soundfield Groups“ als L (Left, links), C (Center, mittig), R (Right, rechts), Lss (Left Side Surround), Rss (Right Side Surround), Lrs (Left Rear Surround), Rrs (Right Rear Surround), LFE (Low Frequency Effects) bezeichnet werden.

Der moderne Digitalton des DCP hat aktuell (2020) 16 oder 32 Spuren, von denen acht für den Surroundton reserviert sind. Die restlichen Spuren werden für zusätzliche, mit dem Film synchronisierte Informationen genutzt, etwa Tonspuren für Hörgeschädigte oder Filmnarrationen für Sehbehinderte oder weitere Sprachfassungen.

Immersive Klangsysteme wie Dolby Atmos®, DTS:X® oder Auro-3D® erweitern das 7.1. durch virtuelle Positionierung von Klangobjekten. 2018 veröffentlichte die Society of Motion Picture and Television Engineers die neue „SMPTE ST 2098-Standardreihe für Immersive Audio-Systeme und -Produktionen“. Die Normenreihe vereinheitlicht die Industriestandards für immersive Audioformate und beendet die Formatschlacht zwischen den unterschiedlichen Systemen, die lange um Marktdominanz in der Filmproduktion konkurriert haben. Zuvor konnte nur ein Film, der in einem dieser Systeme abgemischt wurde, auch auf dem entsprechenden Kino-Soundsystem gespielt werden – jedenfalls, wenn die intendierte Tonmischung authentisch wiedergegeben werden sollte. Mit der neuen Audio-Norm werden die Systeme untereinander kompatibel, und es ist damit zu rechnen, dass weitere Hersteller der Norm entsprechende Hard- und Software auf den Markt bringen werden oder dass ein bereits vom Markt verschwundenes System wie Auro-3D/Auromax in neuer, der SMTPE-Norm entsprechender Form zurückkehren könnte.

Hardware professioneller Kino-Tonsysteme

Ein professionelles Kino-Soundsystem besteht aus dem Kinoserver, einem Audioprozessor, einem oder mehreren Verstärkern und der Lautsprecheranlage, die wiederum aus Frontlautsprechern, Subwoofer und Surround-Lautsprechern besteht. Zwischen Audioprozessor und Verstärkern kann ein Netzwerk-Verteiler notwendig sein, wenn im Prozessor kein ausreichend leistungsfähiges Verteilermodul integriert ist. Sinnvoll ist außerdem ein Monitor für die Projektionskabine, der es erlaubt, die Signale der einzelnen Tonkanäle zu überprüfen und abzuhören.

Frontlautsprecher können neben oder hinter der Leinwand installiert werden. Surround-Lautsprecher für 7.1 Surround sind an den Wänden des Saals und an dessen Rückseite angebracht. Einige immersive Soundsysteme erfordern auch Decken- oder im Raum verteilte Lautsprecher. Wie viele Verstärker das System benötigt, hängt von der Ausgangsleistung der einzelnen Kanäle der Endstufen ab.

Alle auf dem Markt verfügbaren professionellen Audioprozessoren liefern 7.1. Surround-Sound. Die Kompatibilität mit verschiedenen Mediaservern ist bei den meisten Geräten auch gegeben, sollte aber auf jeden Fall überprüft werden. Welche zusätzlichen Lautsprecher und Verstärker benötigt werden, ist ebenfalls vom jeweiligen System abhängig.

Mindestes bei der Neueröffnung eines Kinos sollte in Betracht gezogen werden, dass immersive Soundsysteme auf den Home-Entertainment-Markt drängen und diese in absehbarer Zeit (und in unterschiedlicher Qualität) zum Marktstandard für Home-Entertainment werden könnten, zumal mit der SMTPE-Norm ST 2098 auch auf der TV-Produktionsseite – selbst für Sport- und Live-Events – die Verwendung von 3D-Soundsystemen zum Standard werden wird.

6 Theater-Management-System (TMS)

Die Kinotechnik in Kinos mit mehreren Sälen lässt sich am einfachsten mit einem Theater Management System (TMS) verwalten.

Die Kernfunktion des TMS ist das Management von KDMs, die Weiterleitung der Daten von der Festplatte zu den Projektoren, die Erstellung von Playlisten für die jeweiligen Leinwände und von Templates, mit denen Playlisten schnell manuell oder automatisch erstellt werden können. Hinzu kommt die Steuerung von Licht, Ton und Projektor-Funktionen und das Controlling des Systems über ein Nutzer-Interface, gegebenenfalls auch über mehrere Interfaces. Die am Markt verfügbaren Systeme unterscheiden sich vor allem durch ihre verschiedenen Bedienoberflächen und durch die Zusatzmodule, die in das System integriert sind.

Aktuelle TMS verwalten das Abspiel und bieten darüber hinaus die Möglichkeit, zahlreiche weitere Funktionen zu integrieren. Der Trend geht zu einer vollständigen Software-Integration des Kinobetriebs von der Filmbuchung über das Gebäudemanagement bis hin zur automatischen Integration des Contents von Werbemittlern, Kassen- und Abrechnungssystemen und sogenannten „Smart Data“-Anwendungen, die das Verhalten des Publikums analysieren und für Kinobetriebe sowie die Kino- und Filmindustrie insgesamt nutzbar machen. Im Folgenden ist eine Reihe von Funktionen aufgelistet, die von Software-Modulen übernommen werden können. Einige Anbieter bieten einige dieser Funktionen als integrale Bestandteile ihres zentralen Theater Management Systems an, in den meisten Fällen werden die Anwendungen aber als separate Software-Module vertrieben, mit einer Schnittstelle zum klassischen TMS, also der Steuerung der Projektionstechnik und der Abwicklung der eigentlichen Filmvorführung.

Zentrale Steuerung über das TMS


Falls, was oft der Fall ist, nicht nur Module eines Anbieters genutzt werden – beispielsweise, weil es bereits ein EDV-Kassensystem gab, bevor das TMS installiert wurde, ist es wichtig, bei der Anschaffung auf Kompatibilität der Systeme zu achten. Sollen mehrere Kinos zentral verwaltet werden, kann ein Circuit Management System (CMS) genutzt werden, das zentrale Disposition, Programmplanung und Verwaltung erlaubt.

Automatisiertes Theater-Management-System

Automatisierte TMS-Module können Playlisten und Trailering nach festgelegten Mustern automatisch everwalten. Der Content von Werbemittlern kann automatisch heruntergeladen werden, ebenso können Filmtrailer von den Servern der Content-Anbieter (Sharc, Eclairplay, Gofilex) importiert und nach bestimmten Schaltanweisungen in die Playlisten integriert werden. Eigenwerbung, lokale Werbung und Pausen sowie der Vorstellungsabbruch (wenn keine Tickets verkauft werden) können programmiert werden. KDMs können automatisch erfasst werden.

Qualitätsmanagement der Projektion

Die Software überprüft den Schalldruck, die Lichtstärke und die Farbwerte während der Vorführung in den Kinosälen.

Foyersysteme und Digital Signage

Software-Module können alle Player des Foyer-Entertainments und alle digitalen Werbeflächen zentral steuern. Inhalte können in Corporate-Design-Templates eingebunden werden. Bildflächen im Hoch- und Querformat können in verschiedene Templates – etwa für Programm und Filmstart, Filmplakat, Saalanzeige, Saalbelegung und Zusatzinfos – unterteilt werden. Inhalte werden aus TMS und Kassensystem importiert.

Hardware- und Gebäudemanagement

Die Software kann die gesamte Hardware des Gebäudes oder einzelne Teile der Hardware steuern. Projektoren, Server und Gebäudetechnik können automatisch ein- und ausgeschaltet werden. Schaltschränke lassen sich direkt über das TMS ansteuern. Die Hardware wird kontinuierlich überwacht und auf Verschleißdefekte überprüft. Drehzahlen der Lüftung und die Server-Temperaturen werden überwacht. Zum Geräteverschleiß können Prognosen erstellt werden. Es können Aufgabenlisten und Anweisungen an Mitarbeiter erteilt werden und deren Erledigung kann überprüft werden. Die Säle können per Kamera überwacht werden, dabei kann die Sitzplanbelegung überprüft werden. Das System kann über verschiedene Kanäle (E-Mail, Push-Nachricht, Systemnachricht) Mitarbeiter benachrichtigen, wenn ein Defekt vorliegt oder eine Aktion notwendig ist. Bei Defekten kann das System hardware-schonend automatisch heruntergefahren werden.

Disposition und Abrechnung

Mit Dispositionssoftware kann die Planung von Programmschienen automatisch in das TMS integriert werden. Mindest- und Maximalzeiten, Vorprogrammzeiten können bei der Planung berücksichtigt werden. Die Planung direkt kann in das Kassensystem exportiert und die Abrechnung automatisiert durchgeführt werden. (siehe „EDV-Kassensyteme“)

E-Ticketing und Websites

E-Ticketing-Systeme leisten die Integration von Shop-Software in Kinowebsites und ermöglichen den Kauf von Tickets und Concession-Artikeln über Smartphone oder PC. Sie können Kauf-Erinnerungen oder spezifische Werbung an die User senden. Einige Anwendungen integrieren außerdem Smart-Data-Anwendungen, die Informationen über das Verhalten der User sammeln.

7 Kompatibilität & Alternative Content

Bei der Einrichtung eines Kinos ist es wichtig, darüber nachzudenken, welche Veranstaltungsformen außer dem reinen Kinobetrieb im jeweiligen Saal geplant sind. Alternative Content , Festivals mit zahlreichen unterschiedlichen Film- und Video-Dateiformaten, Sport-Livestreaming, Computer-Gaming, Vorträge mit Powerpoint-Präsentationen, Live-Konzerte, Unternehmenspräsentationen, Kinogespräche, Video-Life-Schaltungen und Partys erfordern Anschlussmöglichkeiten für unterschiedlichste Ton- und Bildplayer wie Computer, USB-Karten, Live-PAs, Mikrofone, analoge Plattenspieler, Tonausgänge von analogen Filmprojektoren, Media Player etc. Die meisten Media-Server verfügen über mehrere externe Eingänge für unterschiedliche Bildsignale, eventuell ist aber ein externes Ton-Mischpult erforderlich, dessen Ausgangssignal in den Server eingespeist wird. In jedem Fall sollten die Kompatibilität und Variabilität der Geräte abgeklärt werden. Im Zweifel ist sind das deutsche Internet-Forum filmvorfuehrer.de und das englischsprachige Forum film-tech.com gute Informationsquellen zu technischen Fragen des Kinoalltags.

8 Ressourcen

Informationen zum DCI-Standard (englisch): dcimovies.com

Liste mit DCI-konformen Geräten und Anbietern (englisch): dcimovies.com/compliant_equipment/

Digital Cinema Naming Convention: isdcf.com/site/dcnc/

Hilfe bei allen Alltags- und Spezialfragen zur Kinotechnik: filmvorfuehrer.de

Informationen zur Funktionsweise des digitalen Kinos (englisch): cinepedia.com

Englischsprachiges Forum zur Kinotechnik auf einer Unternehmenswebsite: film-tech.com/vbb

Rutenberg, Joachim, und Strödecke, Hermann (1941): Handbuch des Filmvorführers, Berlin

Gefördert durch: FFA Filmförderungsanstalt